Politricks

Du bist in Deutschland als politischer Aktivist und Schriftsteller bekannt geworden, arbeitest du auch jetzt in Jamaika politisch, greifst du dort mit deiner Arbeit politisch ein?

(...) Ich mische mich ein, aber nicht, indem ich sage, da geht’s lang, ich bin ein alter APO-Barde aus Berlin, jetzt müsst ihr mir nachlaufen und die Revolution ausrufen.

Es gibt Gastarbeiter, Zurückkommer aus England, Kanada, USA, usw., die sagen, die Regierung in Kingston können wir vergessen, wir gründen Bürgerinitiativen. Das sind die sogenannten Citizens Associations, in denen ich mitarbeite. Diese sind meistens sehr förmlich, mit Nationalhymne, Gebet, Präsident, Vize-Präsident, und all so`n Zeug. Ich gehe meistens eine halbe Stunde später zu den Treffen, wenn die förmlichen Sachen vorbei sind.

Allerdings bin ich inzwischen so anerkannt, dass man mir einen Job als Friedensrichter angeboten hat. Das habe ich aber abgelehnt, weil ich nach wie vor die Familienstrukturen nicht durchschaue. Ich bin ja dort nicht geboren. Wenn ich nicht ganz genau weiß, wer mit wem verwandt ist, bin ich verloren. Und die Jamaikaner wissen ganz genau, wer der 5. Cousin von jemandem ist, und wer die 3. Cousine. Wenn die einen Streit haben, und man glaubt, als Salomon aufzutreten, als Friedensrichter, dann bekommt man von beiden Seiten was auf die Schnauze.

Die Bürgerinitiativen haben inzwischen einiges erreicht. Wir haben z.B. mittlerweile eine Müllabfuhr. Dazu bedurfte es eines gewalttätigen Aktes, wir haben nämlich einen LKW gemietet, und den Müll vor`s Rathaus gekippt.

Endlich haben wir nach den großen Unruhen im April auch endlich Wasser gekriegt. Bald bekommen wir auch Telefon, auch nur auf Druck. Es macht ungeheuren Spaß, zu sehen, daß sich JNP- und PNP-Unabhängige, Christen und Heiden, Moslems und Rastas, vertragen und für ein Ziel kämpfen. Und daß man sich abkoppelt von offiziellen Strukturen.

Also insofern mache ich da mit, so dass die Leute über mich sagen: "He`s one of us". (....)

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