Kultur und Wechsel

Was hat dich dazu gebracht, ausgerechnet ein karibisches Kochbuch zu veröffentlichen?

Kochen war mir schon immer wichtig. (....)

Ich bin kein Linksradikaler, wenn ich nicht auch genießen kann. Wer nicht genießt, nicht vögelt, nicht trinkt, ist für mich kein wahrer Linksradikaler. Ich mag keinen puritanischen Linksradikalismus, sondern einen lebensfrohen, und da gehört eben auch das Kochen mit dazu. (...) Ich habe schon 1983 damit angefangen, Rezepte aus der Karibik zu sammeln.

Vorher, schon bevor ich nach Jamaika ging, hatte ich mich allerdings schon mit der Sozialgeschichte und der Kultur der Karibik beschäftigt. Ich kannte also schon Rex Rettleford, Miss Lou usw. weil ich mich immer gut vorbereite, bevor ich irgendwohin gehe.

Das ist auch so bei meinen Krimis. Ich warte also lieber 10 Jahre, mache Recherche und beobachte: Wie ändert sich ein Ort, wenn die Zeit vergeht, was ist aus Trelawny geworden, wie verändert sich Mobay, Negril, Longbay, ein kleiner Ort, eine Großstadt? Wie verändern sich die Leute?

Also ich habe den Eindruck, daß sich in Jamaika sehr viel in sehr kurzer Zeit ändert? .

Das ist richtig.

Schneller als hier in Deutschland?

Früher war es in Jamaika relaxter, entspannter, der Roots Reggae und die Rasta-Trommeln drückten den Lebensrhythmus auf dem Lande zumindest aus. (...)

Durch die negativen Einflüsse vor allem aus den USA, hat sich das Land ungeheuer schnell verändert, durch das Aufkommen von Videogeräten, Flippern, Kickern, Videokultur, die Verbreitung von Fernsehen, von Crack und Kokain.

Es wird heute weniger kommuniziert und weniger erzählt. Du gehst in eine Kneipe und spielst nicht mehr Billard, wobei man sich unterhält, sondern es wird geflippert. Früher verbrachten die Leute Tage in der Kneipe, ohne sich ein einziges Bier leisten zu können und amüsierten sich köstlich bei den letzten Gerüchten, Tratsch, den Diskussionen um Politik, Kirche usw. Eine solche Kneipe ist eine Sozialstation, und das hört so nach und nach langsam auf. Im Landesinneren bezeichnenderweise weniger als an den Touristenstraßen rund um die Insel (...)

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